Designermode per Laufsteg für die "Libellen" 

ein Bericht von Gabriele Schreckenberg


Models bei der Modenschau

Wenn Libelle ruft, kommen sie zahlreich, überwiegend weiblich, hochmotiviert und brennend-neugierig.
Der ehemaligen Aula des alten Comenius-Gymnasiums in Oberkassel waren die Gäste am Abend des 12.November zwar alle längst entwachsen, war das Ereignis doch heute ein sinnlich-ästhetischer Genuss. Zehn eigenwillige Designer-Kollektionen aus dem Creativ-Haus Düsseldorf wurden auf dem Laufsteg von attraktiven Models vorgeführt.

Das Netzwerk im Creativ-Haus
Die 1910 in Oberkassel erbaute Schule bietet auf drei Etagen großzügige Ateliers, mit modernster Technik ausgestattet: PC's, einschlägige Software für Grafik-Design, eine voll ausgestattete Atelierwerkstatt, in der Kleinserien der Designer produziert werden können.

Big Brother is watching you
Das Creativ-Haus Düsseldorf hat strikte Aufnahmebedingungen: Die Interessenten dürfen nicht älter als 32 Jahre sein, müssen ein abgeschlossenes Studium als Designer nachweisen und sich darüber hinaus in mindestens zweijähriger Praxis als selbstständige Designer bewährt haben. Eine Fachjury wählt qualifizierte Bewerber aus, die für ca. 3 Jahre das komplette Netzwerk in Anspruch nehmen dürfen. Fünfzehn Ateliers stehen kostengünstig zur Verfügung, neben technischem und marktorientiertem Know-how und PR Betreuung dürfen sie ihre Kollektionen kostenfrei auf den Düsseldorfer Modemessen CPD und IGEDO präsentieren.

Eine Frage der Ehre
In dem hart umkämpften Modemarkt soll "vielen kleinen Lagerfeld's" der Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtert werden. Wie Jürgen Schroer, Vorstand der NOWEA, eingangs erläuterte, müssen die Designer neben gehörigem kreativen Potenzial außerdem detektivischen Spürsinn entwickeln: Bei der Stoffauswahl, der Preiskontrolle, der Fertigung, dem Wissen um Angebot & Nachfrage, der genauen Marktkenntnis.
Pro Saison präsentieren die Designer des Creativ-Haus Düsseldorf 30 bis 50 Teile, die im hauseigenen Shop in Oberkassel verkauft werden.

Image Pflege
Nicht zuletzt muss das deutsche Mode-Image aufpoliert werden. Tatsache ist - so Kurt Geisler, Coach des Creativ-Hauses Düsseldorf - das doppelt soviel deutsche Mode nach Frankreich exportiert wird wie umgekehrt. Trotzdem haftet Mode made in Germany noch immer etwas gutbürgerlicher Mief und zu wenig modischer Pep an. Das soll sich ändern.

On Stage
Die Modenschau am Abend des 12.November war durchaus gelungen. Zu stark fetzigen Klängen erschienen die Models barfüßig, aber mit geschmeidigem Schritt und führten teils tragbare, teils skurrile Mode vor. Lange figurnahe Kleider, tailliert, hochgeschlitzt, in sanften Erdfarben waren neben knöchellangen, raffinierten Wickelrock-Kombis mit passenden taillenkurzen Jacken oder bodenlangen Mänteln zu sehen. Auch schmale Hosenanzüge, häufig in Nadelstreifen oder klassischer Schwarzweiß-Kombination, ließen trotzdem den Trend zu weiblicher, weil figurbetonter Linienführung erkennen. Rips, Chintz, Seide, Taft, aber auch feinstes Flanell waren verwendete Materialien. Die Preise sind realistisch, tragen sie dem modischen und qualitativen Anspruch Rechnung. Mein Highlight dieses Abends waren die Abendmode des ägyptischen Designers Bahaa Elkammah. Corsagenkleider in creme und schwarz, samtene paillettenbestickte Abendkleider für den großen Auftritt. Alle Designer und Models bekamen nach der gelungenen, professionellen Darbietung eine lange Rose überreicht - als Dankeschön der Libellen, die begeistert applaudierten.

Viel Frische, Engagement und eine gute Portion Zuversicht konnten die Designer des Creativ-Haus vermitteln.