Frauen, Kunst und Kinder
von Prof. Markus Lüpertz

ein Bericht von Helga Bittner (Rheinische Post)

Kein Glück für das Genie

"In der Bildenden Kunst gibt es keine Ressentiments gegen Frauen."
Die Worte kamen zwar aus berufenem Munde, aber längst nicht bei allen Zuhörerinnen auch an. Markus Lüpertz, Maler und Leiter der Düsseldorfer Kunstakademie, hatte für den Diskussionsabend des Liberalen Gesprächskreises für Frauen "Lib'elle" das Thema "Frauen und Kunst" gewählt und vertrat mit Vehemenz die These, dass wirkliches Genie sich kein Geschlecht aussuche, sondern bei Männern und Frauen gleichermaßen anzutreffen sei.

Dass die abendländische Kunst und Kulturgeschichte vor allem überragende männliche Künstler kennt, liegt für Lüpertz allein an der "menschlichen Erfindung Gott". Das religiöse Weltbild habe die Dominanz des Manns zementiert, "und so hat es zu allen Zeiten ein Problem damit gegeben, dass beide Geschlechter große Talente hervorbringen". Während die Männer ihres ausleben durften, mussten die Frauen es unterdrücken. "Malen war eine Beschäftigung für Damen, keine Berufung", erklärte er, auch wenn sich immer wieder Künstlerinnen wie Angelika Kaufmann oder Gabriele Münter durchgesetzt hätten.

Aber diese Zeiten sind vorbei glaubt Lüpertz, denn "Gott gibt es nicht mehr, und wenn wir das begriffen haben, dann können wir unser Genie auch erkennen". Die Kunst werde nur von der Qualität bestimmt, und es zähle allein das "freie, eigene und selbstbestimmte Wollen eines Künstlers, gleich welchen Geschlechts".

Die meisten der rund 250 Zuhörer (der weibliche Anteil lag bei schätzungsweise 90 Prozent) hörten es wohl, aber einige mochten es kaum glauben. Vor allem die jüngeren - Kunststudentinnen ? - kratzten an Lüpertz schönem Bild und beklagten die mangelnde Repräsentanz von Künstlerinnen in Leitungsgremien, bei Ausstellungskonzepten und Preisverteilungen. Derartiges brachte den Malerprofessor indes nicht aus dem Konzept, er machte dafür vielmehr die historisch begründete Gewohnheit verantwortlich und beschrieb zudem, dass viele Frauen von der Kunst abließen, wenn sich "Kinder, Familie und Glück" einstellen.

"Man kann nicht alles haben", sagte Lüpertz, "ein Künstler ist ein Egomane und gnadenlos in seinem Wunsch, nur der Kunst zu dienen". Da müsse man auch ein "Kind in den Ofen schieben können", aber das brächten Frauen weniger fertig als Männer.

Männer sind also doch die größten Egoisten. Aber bleibt dann nicht alles wie es ist ?