Hilfe lässt sich nicht aufzwingen 

ein Bericht der Rheinischen Post

Gerade lächelte er noch von einer Sammeldose, zwischen Brötchen und Puddingteilchen.
Jetzt steht Pater Matthäus Werner live und in Farbe in Saal der Gaststätte "Pumpernickel", ein Symbol für die Wohnungslosenhilfe.

Auch für den Gesprächskreis liberaler Frauen "Lib'elle". 90 Damen und einige Herren wollten mehr über die Arbeit des Franziskanerpaters erfahren. Er leitet das Johannes-Höver-Heim für Wohnungslose und ist Schirmherr des Straßenmagazins "fiftyfifty". "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell eine Zeitung auf die Beine stellen", sagte er. Seit April 1995 stieg die Auflage von 15000 auf 40000 Exemplare. 150 Verkäufer  investieren regelmäßig 1,20 von ihrer Sozialhilfe in das Heft, das für 2,40 weiterverkauft wird . "Viele Düsseldorfer Bürger haben zum Erfolg der Zeitschrift beigetragen".

"Wieso gibt es viele junge Männer auf der Strasse ?" fragte eine der Zuhörerinnen. Pater Matthäus : "Zwei klassische Wege führen in die Wohnungslosigkeit: ein zerrüttetes Elternhaus oder der Abrutsch durch Arbeitslosigkeit."  Und die Resozialisierung ? Wenn Obdachlose einen Platz in der Wohngemeinschaft bekämen, seien sie oft zuversichtlich und bereit, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber :"Sie wissen nie, wann sie einen Menschen erreichen." Man könne niemanden zwingen, Hilfe anzunehmen. Spielte in den 70er Jahren Alkohol noch eine große Rolle, sind heute vor allem jüngere Obdachlose drogenabhängig. Der Pater zeigt Diebstähle für die Suchtfinanzierung an. "Nur so erkennen sie, was Recht ist". 

"Wir denken dass alle Themen frauenspezifisch sind", so Vorstandfrau Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann zur Themenwahl. Dazu zählt offenbar auch Guido Westerwelle, Generalsekretär der FDP. Der kommt zum Lib'elle-Treffen im April.

Übrigens: 1070 Mark überreichten die "Libellen" Pater Matthäus . Der Pater bedankte sich für die Spende und taucht sicher bald wieder auf.